22. März ist Weltwassertag

Julia Maurer
22. März ist Weltwassertag

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Wasser ist gesund, macht Spaß und ist auch überall stets verfügbar. So erscheint es zumindest dem unkritischen Normalbürger. Dass es sich dabei jedoch um erhebliche Irrtümer handelt, erfährt man spätestens beim Urlaub in entferntere Länder. Dies beginnt schon beim Thema Trinkwasser. Doch neben der Sauberkeit des Wassers spielen auch die Inhaltsstoffe eine wichtige Rolle – Stichwort Mineralwasser. Und die Frage „PET- oder Glasflasche?“ ist auch für manchen Allergiker wichtig. Der 22. März als Weltwassertag soll uns zum Nachdenken über das kostbare Nass anregen.

Es gehört inzwischen zu den Allgemeinfloskeln, dass der Mensch zu 80 Prozent aus Wasser besteht und folglich auch reichlich Wasser benötigt, um die Funktion der Körperzellen zu erhalten. Etwa 2 Liter am Tag sollten es schon sein. Der Bedarf wird in der Regel über wasserhaltige Getränke wie Kaffee, Tee, Limonaden oder Bier, vor allem aber über Trinkwasser und Mineralwasser gedeckt.

Die Unterscheidung in Trinkwasser und Mineralwasser deutet bereits darauf hin, dass es hier Unterschiede gibt. Allgemein geht man dabei davon aus, dass Mineralwasser gesünder ist, da es mehr Mineralstoffe enthält. Umgekehrt deutet Trinkwasser darauf hin, dass es auch anderes Wasser gibt, das nicht getrunken werden kann oder sollte. Beide Unterscheidungen haben allerdings zahlreiche Irrtümer zur Folge, die nicht nur finanzielle, sondern auch gesundheitliche Auswirkungen haben können.

Brauchwasser ist kein Trinkwasser

Der Begriff Trinkwasser wird in der Regel gleichgesetzt mit Leitungswasser, was allerdings ebenfalls irreführend ist. Mit Leitungswasser meinen wir in der Regel das Wasser, das über die Wasserleitungen in die Haushalte geleitet wird und aus dem Wasserhahn kommt. Dies wird über eine spezielle Infrastruktur geregelt, wobei die kommunalen Wasserwerke die Hauptaufgabe erfüllen. Bei dem Wasser, das sie uns liefern, handelt es sich teilweise um Wasser, das direkt aus der Erde kommt, teilweise aber auch um wieder aufbereitetes Brauchwasser. Brauchwasser, oft auch als Betriebswasser bezeichnet, ist schon einmal gebrauchtes und deshalb verunreinigtes Wasser. Meist führen wir es über den Abfluss in die Kanalisation (Abwasser). Es wird wieder aufbereitet und gereinigt und teilweise für industrielle Zwecke weiterverwendet, könnte aber auch zum Beispiel für die Toilettenspülung, die Waschmaschine oder die Gartenbewässerung verwendet werden. Brauchwasser kann auch aus Regen- oder Flusswasser gewonnen werden.

Brauchwasser wird natürlich ebenfalls über Leitungen angeliefert. Deshalb ist die Gleichsetzung von Trinkwasser und Leitungswasser auch falsch. Damit niemand solches Brauchwasser trinkt, werden entsprechende Zapfstellen gekennzeichnet mit „kein Trinkwasser“ oder im französischen Sprachraum „eau non potable“. Damit sollen gesundheitliche Gefahren vermieden werden.

Denn im Gegensatz zu Brauchwasser zählt Trinkwasser zu den Nahrungsmitteln und wird auch entsprechend reglementiert. Trinkwasser ist sogar das am stärksten kontrollierte Lebensmittel in Deutschland. Grundlage dazu sind die jeweiligen Trinkwasserverordnungen. In vielen Gegenden wird das Trinkwasser aus gesundheitlichen Gründen auch zusätzlich gechlort und mit Fluorid versetzt.

Im Klartext bedeutet dies aber auch, dass wir ein wertvolles Nahrungsprodukt, eben Trinkwasser regelrecht verschwenden, indem wir zum Beispiel damit die Toilette spülen.

Die strengen Vorschriften in Bezug auf Trinkwasser verleiten dazu, jedes Wasser, das aus dem Haushaltswasserhahn kommt, für gesund zu halten. Auch dies gehört zu den vielen Irrtümern rund ums Wasser. Richtig ist, dass die Qualität des Wassers bis zum Beginn der Hausleitung garantiert wird. Was danach geschieht, ist jedoch eine andere Sache. Alte Rohre, etwa aus Blei, oder Verunreinigungen und Verkeimungen innerhalb der Rohre und am Zapfhahn können aus dem ursprünglich gesunden Trinkwasser schnell ein gesundheitlich bedenkliches Lebensmittel werden lassen. So müssen Wasserleitungen, in denen das Wasser längere Zeit gestanden hat, gründlich durchgespült werden, bevor man das Wasser benutzt – Stichwort Legionellen. Im Zweifelsfall bzw. bei Verdacht auf alte Leitungen sollten Sie eine Wasserprobe untersuchen lassen.

Mineralwasser statt  Trinkwasser?

Doch wie sieht es aus mit den angeblich gesünderen Mineralwassern aus Supermärkten & Co? Auch hier gibt es einige Irrtümer zu bereinigen. Untersuchungen belegen immer wieder, dass unser Trinkwasser nicht weniger gesund ist als Mineralwasser, nicht zuletzt eben aufgrund der strengen Wasserverordnungen. Regional gibt es Unterschiede beim Trinkwasser im Hinblick auf Geschmack und die enthaltenen Mineralstoffe. Grundsätzlich reicht es aber für den Körper aus. Mineralwasser weisen andere Mineralstoffkonzentrationen auf und können zudem mit Kohlensäure versetzt sein. Wer bestimmte Mineralstoffe benötigt, etwa mehr Kalzium oder Magnesium, kann diesen Bedarf über ein entsprechendes Mineralwasser abdecken. Umgekehrt kann es hier aber auch zu einer Überversorgung kommen, vor allem beim übermäßigen Verzehr von Heilwasser. Untersuchungen haben allerdings auch gezeigt, dass manche Mineralwässer sogar erheblich niedrige Mineralstoffkonzentrationen aufweisen als Trinkwasser.

Ein weiteres, eher ökologisches Problem stellen die Produktion und der Transport der PET- und Glasflaschen oder gar Dosen dar.

Allergien und Gesundheitsgefahren durch Trinkwasser oder Mineralwasser?

Doch welche Bedeutung hat all dies für Allergiker? Hier kommen einige der bereits angedeuteten Dinge zu Tragen. Umstritten ist zum Beispiel die Frage, wie gesundheitsschädlich der Stoff Acetaldehyd ist, der von den PET-Flaschen an die Getränke abgegeben wird (erkennbar durch seinen süßlichen Geschmack). In diesem Zusammenhang wird gelegentlich auch Neurodermitis genannt.

Ein weiteres Problem stellt die Kohlensäure dar, die für gesundheitliche Probleme sorgen kann.

Bei Verdacht auf verunreinigte Wasserleitungen im Haushalt sollten Schwangere und Kinder auf Flaschenprodukte umsteigen. Hier sollte jedoch sehr genau darauf geachtet werden, wie hoch es mit Radium-226 belastet ist, das Leukämie verursachen kann. Während es in Deutschland keine Grenz- oder Richtwerte für Radium in Trink- oder Mineralwasser gibt, dürfen in Österreich Mineralwässer maximal 100 mBq/l des Radioisotops enthalten.

Anders als Trinkwasser unterliegt Mineralwasser nicht der Trinkwasserverordnung. Allerdings finden auch hier regelmäßige amtliche Kontrollen statt, um die Reinheit des Wassers zu garantieren. Unabhängige Untersuchungen der Stiftung Warentest lassen jedoch Zweifel an diesen Ergebnissen aufkommen, auch wenn die vorgeschriebenen Grenzwerte nicht überschritten werden.

In einigen Mineralwässern wurde auch Nickel nachgewiesen – ein ernsthaftes Problem für Menschen mit einer Nickelallergie.

Ebenfalls problematisch sind Sulfate in Mineralwasser, besonders für Menschen mit einer Histamin-Intoleranz. Hier lautet die Empfehlung einfach, auf anderes, Sulfat-armes Mineralwasser umzusteigen.

Trinkwasser kann also per se als bereits gesund eingestuft werden, allerdings nur, wenn auch die Hausleitungen entsprechend schadstofffrei sind. Mineralwasser ist nicht unbedingt gesünder, kann aber eine Alternative zum Trinkwasser aus der Leitung sein. Doch auch hier müssen Allergiker auf der Hut sein, um nicht auf die einen oder anderen Irrtümer hereinzufallen. Der Weltwassertag am 22. März gibt einen kleinen Denkanstoß auch im Hinblick auf diese Probleme.

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