Insbesondere bei schweren Lebensmittel-Allergien ist eine Immunisierung durch Impfen nicht immer optimal. Eine Alternative dazu stellt die orale Immuntherapie (OIT) oder auch sublinguale Immuntherapie dar.
Eine schwere Lebensmittel-Allergie wie zum Beispiel eine Erdnussallergie oder eine Allergie gegen Bienen- oder Wespengift bedeutet für Betroffene extreme Einschränkungen und Vorsichtsmaßnahmen, denn schon minimale Spuren des Allergens können heftigste Symptome hervorrufen bis hin zu einem anaphylaktischen Schock. Bei anderen Allergieformen wie einer Pollenallergie kann eine Immunisierung gegen das jeweilige Allergen über eine Impfung erfolgen. Dies wurde auch bei Erdnuss-Allergien versucht. Die Impfungen waren zwar erfolgreich, hatten aber auch enorme Nebenwirkungen, so dass dieses Verfahren nicht mehr vertretbar war.
Immuntherapie durch den Mund
Die Berliner Charité hat nun ein neues Verfahren getestet, das sehr erfolgversprechend ist. Dabei wurde Kindern und Jugendlichen mit einer Erdnussallergie das Allergen oral zugeführt. Konkret mussten die medizinisch überwachten Kinder zunächst einen winzigen Krümel Erdnuss essen. Die Dosis wurde im Laufe der Untersuchung gesteigert. Von den 24 Patienten waren 12 am Ende der Studie in der Lage, eine ganze Erdnuss zu vertragen. Um den Effekt nicht verpuffen zu lassen, sollten die Teilnehmer auch nach Abschluss der Studie weitermachen. Dadurch konnten diese Patienten ihre Toleranzschwelle von ursprünglich einer Viertel auf vier Erdnüsse erhöhen – für sie ein immenser Erfolg angesichts der Tatsache, dass Spuren von Erdnüssen kaum aus irgendeinem Lebensmittel ausgeschlossen werden können.
Eine ähnliche Studie wurde in Cambridge durchgeführt. Dort wurde das Verfahren an 99 Teilnehmern zwischen 7 und 16 Jahren getestet. Innerhalb der 6-monatigen Therapie wurde die Dosis des Lebensmittelallergens von 2 mg auf bis zu 800 mg erhöht. Das entspricht etwa fünf Erdnüssen. Beim Abschluss der Studie vertrugen viele Teilnehmer sogar die doppelte Menge, also etwa 10 Erdnüsse.
Allerdings sind auch noch viele Fragen offen, und die orale Immuntherapie ist noch nicht praxistauglich. Sie gibt aber vielen Betroffenen berechtigte Hoffnung auf eine hilfreiche Therapie.