Viehfutter beeinflusst Milchallergie

Julia Maurer
Viehfutter beeinflusst Milchallergie

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Eine Milchallergie, die sich im Kleinkindalter manifestiert, klingt in der Regel bis zum Erwachsenenalter wieder ab. Was dagegen bleibt, ist ein erhöhtes Risiko für Allergieerkrankungen. Neueren Forschungen zufolge könnte aber Vitamin A im Viehfutter diese Prozesse unterbinden.

Eine Milchallergie, insbesondere eine Allergie gegen Kuhmilch, wird von Laien häufig verwechselt mit einer Laktoseintoleranz. Es handelt sich hier aber um zwei grundlegend unterschiedliche Dinge:

  • Bei einer Laktoseintoleranz handelt es sich um eine Nahrungsmittelunverträglichkeit. Dabei kann ein spezieller Milchbestandteil, nämlich der Milchzucker (Laktose) nicht vom Körper verarbeitet werden. Schuld daran ist ein fehlendes Enzym, nämlich Laktat. Dadurch kommt es zu Blähungen und Durchfällen beim Konsum von Milchprodukten. Dies kann bei vielen Patienten jedoch durch entsprechende Tabletten oder Umstieg auf laktosefreie Produkte weitgehend reguliert werden.
  • Bei einer echten Kuhmilchallergie dagegen handelt es sich um eine echte Nahrungsmittelallergie. Dabei findet eine Abwehrreaktion des Immunsystems statt. Auch hier ist ein spezieller Bestandteil der Milch der Auslöser, in diesem Fall sind es bestimmte Milchproteine, je nach Art der Milchallergie sind es Molken-Eiweiße oder Kaseine. Das Immunsystem interpretiert diese eigentlich harmlosen Eiweiße fälschlich als „feindliche Angreifer“ und fährt die entsprechenden Geschütze auf: Es bildet Antikörper, und in der Folge kommt es zu allergischen Reaktionen wie Kribbeln im Mundbereich, Schleimhautschwellungen, Durchfällen oder sogar einem lebensbedrohlichen allergischen Schock.

Vitamin A im Viehfutter kann Milchallergie möglicherweise verhindern

Eines der Allergie-auslösenden Milchproteine ist das beta-Laktoglobulin. Dieses Globulin verfügt über Taschen, in denen es Moleküle aufnehmen kann. Zu diesen Molekülen gehört auch die Retinsäure. Diese wiederum ist ein Stoffwechselprodukt von Vitamin A.

Diese Erkenntniskette ist deshalb interessant, weil ein mit Retinsäure gekoppeltes beta-Laktoglobulin keine allergischen Reaktionen mehr auslöst. Die Theorie lautet deshalb: Führt man den Kühen vermehrt Vitamin A mit dem Futter zu, etwa in Form von Grünfutter, könnte dies verhindern, dass Kinder oder Erwachsene eine Milchallergie entwickeln. Dass der gleiche Effekt auch mit Vitamin A in Nahrungszusätzen erreicht werden kann, wird dagegen bezweifelt.

Inwieweit sich die Theorie als richtig erweist und welche Konsequenzen daraus abgeleitet werden können, muss nun noch in weiteren Studien erforscht werden.

In Europa leiden etwa 3 bis 5 Prozent der Kinder an einer Kuhmilchallergie, bei den Neugeborenen liegt die Rate immerhin bereits bei 2,5 Prozent. Bei Erwachsenen liegt der Anteil etwas niedriger. Bei einer Allergie gegen Kaseine muss der Patient auf Milchprodukte aller Tierarten verzichten, da die Kaseine hitzebeständig sind. Allerdings kann ein hoher Fettanteil, etwa im Falle von Butter oder Obers, den Kaseinanteil verringern, so dass diese Produkte auch besser verträglich sind. Bei einer Allergie gegen Molken-Eiweiße müssen Patienten lediglich auf Kuhmilchprodukte verzichten. Allerdings ist dieses Protein nicht hitzebeständig, so dass fettreicher Käse, Topfen und ultrahocherhitzte Milch (H-Milch) bei einer weniger stark ausgeprägten Allergie durchaus noch vertragen werden.

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