Paracetamol und Asthma

Julia Maurer

Das Fieber- und Schmerzmittel Paracetamol steht seit einigen Jahren im Verdacht, Asthma und Allergien bei Kindern zu begünstigen. Eine neuere Studie scheint diese Zusammenhänge jedoch zu widerlegen. Die Diskussion ist aber noch nicht abgeschlossen.

Anfang der 90er Jahre mehrten sich die Hinweise darauf, dass Paracetamol Asthma und Allergien bei Kindern auslösen könnte. Als besonders kritisch wurde dabei die Einnahme von Paracetamol während der Spätschwangerschaft und im frühen Kindesalter gesehen. Etliche Studien zeigten eine deutlich erkennbare Tendenz: Je mehr oder häufiger in den genannten Zeitabschnitten zu dem Schmerzmittel gegriffen worden war, desto häufiger traten bei den Kindern später auch Asthma und Allergien auf.

Paracetamol könnte ein Risikofaktor für Asthma und Allergien sein

Allerdings konnten die zahlreichen und teils sehr umfangreichen Studien keinen ursächlichen Zusammenhang beweisen. Es handelte sich dabei um sogenannte retrospektive (rückschauende) Studien. Dabei wurden Eltern und Betroffene nach ihren Erinnerungen befragt. Sowohl das Erinnerungsvermögen als auch die subjektive Wahrnehmung können jedoch durchaus von der tatsächlichen Situation abweichen. Insofern konnten die Studien auch nur Warnungen und Empfehlungen aussprechen. So wurde unter anderem empfohlen, während der Spätschwangerschaft und im frühen Kindesalter möglichst auf Paracetamol zu verzichten und auf ein alternatives Fieber- und Schmerzmittel zurückzugreifen.

Ähnliche Beobachtungen machte man auch in der ehemaligen DDR. Dort war Paracetamol erst nach der Wende 1989 verfügbar. Vor dieser Zeit war die Zahl der allergischen Erkrankungen in dieser Gegend noch sehr viel niedriger als in der BRD. 2005 hatten die Zahlen fast West-Niveau erreicht.

Eine 2010 im British Medical Journal veröffentlichte, nunmehr prospektiv durchgeführte und daher verlässlichere Studie aus Australien gab dagegen Entwarnung. Ihr zufolge sind diese Befürchtungen möglicherweise eher unbegründet.

Eine ebenfalls aus 2010 stammende Untersuchung aus London relativiert die kontroversen Ergebnisse. Demnach besteht das Risiko vor allem bei Müttern mit einer Veränderung des Antioxidans-Gens.

Wer sicher gehen will, sollte die bisherigen Empfehlungen weiterhin befolgen. Dabei sollte auch darauf geachtet werden, dass viele andere Medikamente ebenfalls Paracetamol enthalten.


Literatur:
Shaheen SO et al.: Prenatal and infant acetaminophen exposure, antioxidant gene polymorphisms, and childhood asthma. J Allergy Clin Immunol 2010 in press.
Lowe AJ et al. : Paracetamol use in early life and asthma: prospective birth cohort study. BMJ 2010;341:c4616doi:10.1136/bmj.c4616



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