Stärkt Dreck das Immunsystem?

Julia Maurer
Stärkt Dreck das Immunsystem?


Dreck macht Speck, heißt es im Volksmund. Doch Fachleute warnten bisher immer wieder davor, dass er auch das Immunsystem belasten kann, besonders bei Kindern. Möglicherweise hat der Volksmund aber doch Recht, und Dreck stärkt das Immunsystem tatsächlich. Denn offensichtlich hilft er, Allergien und Asthma vorzubeugen.

Die Meinungen gehen auseinander. Während einige Kinder sozusagen nur im Dreck spielen, wachsen andere in nahezu sterilen und überdesinfizierten Haushalten auf. Jungen Familien rät man, die Haustiere abzuschaffen, damit die Kinder nicht unnötig gesundheitlich belastet werden.

Weniger Asthma und Allergien bei Bauernhof-Kindern

Es gibt aber durchaus Erfahrungen, die solche Expertenmeinungen in Frage stellen. So sind Kinder, die auf Bauernhöfen aufwachsen, wesentlich weniger anfällig für Erkrankungen. Kinder, deren Mütter ein übertriebenes Desinfektions-Verhalten an den Tag legen, scheinen dagegen anfälliger zu sein. Kein Wunder, sagen viele, denn wie soll der kleine Körper hier lernen, mit Bakterien umzugehen?

Doch nicht nur herkömmliche Erkrankungen können durch den Umgang mit Dreck verringert werden. Bauernhof-Kinder leiden offensichtlich auch seltener an Asthma und Allergien.

Bakterien kurbeln das Immunsystem an

Anhand einer internationalen Studie an Mäusen konnten diese Alltagserfahrungen bestätigt werden. Mäuse, die in keimfreier Umgebung aufwuchsen, hatten besonders viele Killer-T-Zellen in ihrem Körper. Diese wiederum können dazu führen, dass Autoimmunerkrankungen und Entzündungen ausbrechen. So konnten die Wissenschaftler bei keimfrei-Mäusen ein deutlich höheres Risiko für Asthma und Darmentzündung nachweisen.

Eine weitere wichtige Erkenntnis bestand darin, dass das Immunsystem der keimfrei aufgewachsenen Mäuse sich im Erwachsenenalter nicht mehr anpasste und somit den Bakterien kaum Paroli bieten konnte.

Kinder dürfen sich auch mal dreckig machen

Für viele Eltern dürfte dies ein Grund zur Entwarnung (und Entspannung) sein: Wenn das Bonbon mal auf den Boden fällt und wieder aufgehoben und in den Mund gesteckt wird, geht davon die Welt nicht unter. Dies ist natürlich kein Freibrief für jeglichen Mangel an Hygiene. Hunde- und Katzenkot im Sandkasten sind durchaus ein Gesundheitsrisiko für Kleinkinder. Übertriebene Hygiene schadet jedoch mehr, als sie nutzt.



Photo © Shutterstock

Kommentare zu diesem Thema beendet.