Eine neue Studie aus Südafrika sorgt für Aufsehen in Fachkreisen und für Verunsicherung bei Eltern asthmakranker Kinder. Kortisonhaltige Inhalationen können auf Dauer offensichtlich die Nebenniere massiv schädigen. Besonders betroffen scheinen Kinder mit einem niedrigen BMI zu sein.
Dass bei einer Kortisonbehandlung systemische Nebenwirkungen auftreten können, ist nicht neu. Dies ist allerdings auch ein Grund dafür, warum man inzwischen genauer darauf achtet, möglichst gering zu dosieren. Das gilt auch in der Behandlung von Asthma, wo die Kortikoide inhaliert oder nasal aufgenommen werden.
„Inhalieren von Kortison schwächt den Kortisolspiegel“
An der Studie in der Kinderklinik in Kapstadt nahmen knapp 150 asthmakranke Kinder teil. Dabei wurde untersucht, wieweit der Kortisolspiegel durch Steroid-Inhalation negativ beeinflusst wurde. Dies war bei knapp zwei Dritteln der Patienten der Fall. Die bei ihnen gemessenen Werte lagen deutlich unter einem als kritisch vorgegebenen Wert. Zusätzliche nasale Kortison-Präparate scheinen den Effekt zu verstärken. Auch ein niedriger BMI-Wert und eine schlechte Lungenfunktion scheinen sich in diesem Zusammenhang negativ auszuwirken.
Umgekehrt scheinen aber auch Übergewicht oder ein Aussetzen der Inhalations-Therapie die Problematik zu entschärfen.
Langfristig kann ein zu niedriger Kortisolspiegel dazu führen, dass die Nebenniere verkümmert. Dies wiederum kann weitreichende Folgen haben für Situationen, in denen ein solcher Patient erhöhtem Stress ausgesetzt ist. Das Risiko einer lebensgefährlichen Addison-Krise mit den typischen Vorweg-Symptomen Mattheit, Unwohlsein und Fieber ist deutlich erhöht.
Entscheidend ist die Dosis
Bei aller Deutlichkeit der Ergebnisse sollten Eltern asthmakranker Kinder allerdings nicht gleich in Panik verfallen. Es gibt ausreichende Langzeitstudien, die eher das Gegenteil beweisen. Hinzu kommt, dass die Kapstadt-Studie keine Aussagen über die Höhe der Kortison-Dosierungen macht. Und genau diese ist entscheidend für Langzeitwirkungen.
Das Stresshormon Kortisol wird von der Nebenniere produziert und unterstützt die Produktion des Blutzucker-, Eiweiß- und Knochenstoffwechsels. Auch das Immunsystem profitiert von der richtigen Kortisolmenge. Normalerweise reguliert der Körper diese Prozesse selbst und sorgt für einen ausgeglichenen Kortisolpiegel. Genau dieser Mechanismus scheint aber durch die Inhalation kortisonhaltiger Präparate gestört zu werden.
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