Neues vom Allergie-Kongress

Julia Maurer


Vom 05. bis 07. September 2013 fand im Bochumer RuhrCongress der 8. Deutsche Allergie-Kongress statt. Dabei wurde vor allem die katastrophale Versorgungslage von Allergikern deutlich.

Weltweit sind schätzungsweise 300 Millionen Menschen von Allergien betroffen. In Deutschland haben etwa 30 Prozent der Bundesbürger bereits mindestens einmal eine allergische Erkrankung erlitten, jedes dritte Neugeborene hat ein Allergierisiko. Etwa 25 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland sind von einer Allergie betroffen. Alleine in Nordrhein-Westfalen sind dies etwa 650 000 Mädchen und Jungen. Zu den wichtigsten Ursachen zählen Umweltfaktoren wie z.B. auch Feinstaub in den Großstädten.

Allergie-Bewusstsein statt Verharmlosung

Damit können Allergien als Volkskrankheit angesehen werden. Häufig werden sie bagatellisiert – und das, obwohl sie durchaus tödlich verlaufen können. Darauf wies Prof. Dr. Eckard Hamelmann, Direktor der Uni-Kinderklinik Bochum, Kongresspräsident und Mitinitiator des Aktionsforums Allergologie hin. Immer hin sterben jährlich etwa 5 000 Menschen an Asthma.

Entscheidend sei allerdings auch ein Bewusstsein über die Erkrankung, und das nicht nur bei den Patienten selbst. Etwa die Hälfte der Allergiker wissen nicht einmal, dass sie allergisch sind. 25 Prozent gehen zum Arzt, und etwa 10 Prozent davon werden qualifiziert behandelt, so der Hautarzt und Allergologe Prof. Dr. Wolfgang Wehrmann in einem Interview in der WDR-Sendung Lokalzeit Ruhr.

Allergiker-Versorgungsstudie

Eine deutliche Datenlage lieferte Prof. Dr. Jürgen Wasern von der Universität Duisburg/Essen mit seinem Gutachten zur Versorgungslage von Allergikern. Die Auswertung von 40 Millionen Patientendaten ergab, dass in Deutschland im Zeitraum zwischen 2007 und 2010 die Zahl der Asthma-Patienten um 10 Prozent zugenommen hat. Hingegen bewirkte die beste Asthma-Therapie einen Rückgang um 6 Prozent.

Aktionsforum Allergologie

Als Reaktion auf dieses Versorgungsdefizit haben die drei allergologischen Fachgesellschaften DGAKI, AeDA und GPA zusammen mit Berufsfachverbänden ein Aktionsforum Allergologie ins Leben gerufen. Ihr Ziel ist, die Forschung, Behandlung und Information der Öffentlichkeit in Sachen Allergien voranzutreiben.

Eine an Bundespräsident Dr. Norbert Lammert gerichtete deutliche Kritik über die mangelnde Unterstützung der großen Parteien schien jedenfalls zu fruchten. Immerhin sagte Lammert zu, die Bochumer Informationen an die entsprechenden Stellen in Berlin weiterzuleiten.

Auch an die Mütter und Väter richtet Prof. Dr. Hamelmann eine konkrete Forderung: Die erste Maßnahme gegen Allergien sei das ausschließliche Stillen in den ersten vier Lebensmonaten des Kindes.



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