Pollenallergie: Nicht-Allergene sind verstärkend beteiligt

Julia Maurer
Pollenallergie: Nicht-Allergene sind verstärkend beteiligt

Bisher ging man davon aus, dass eine Pollenallergie durch die entsprechenden Pollen ausgelöst wird. Neuere Untersuchungen zeigen aber, dass hier noch andere Faktoren eine Rolle spielen, nämlich sogenannte nicht-allergene Substanzen. Möglicherweise muss nun auch die Heuschnupfenallergie-Therapie neu überdacht werden.

Blütenpollen enthalten nicht nur Allergene, die die typischen Reaktionen wie Triefnase und gerötete Augen auslösen, sondern auch eine Vielzahl anderer Stoffe. Eine Münchener Pilotstudie ging der Frage nach, ob solche nicht-allergene Substanzen ebenfalls Auswirkungen auf den Körper haben.

Nicht-allergene Substanzen verstärken die Pollenallergie-Reaktionen

Dazu wurden die Stoffwechselprodukte von Birkenpollen so gefiltert, dass die allergenen Bestandteile nicht mehr enthalten waren, sondern nur noch Stoffe mit besonders kleinen Molekülen (niedermolekulare Stoffe). Diese Filtrate wurden bei Allergikern getestet, und zwar in unterschiedlichen Kombinationen mit den Allergenen und sowohl als Pricktest als auch durch Aufnahme über die Nase.

Die jüngst im Mai 2016 veröffentlichten Ergebnisse lassen aufhorchen: Bei den Mischungen aus Allergenen und niedermolekularen Stoffen fielen die allergischen Reaktionen (Hautrötungen und Quaddeln beziehungsweise erhöhte Schleimbildung in der Nase) deutlich stärker aus, als bei den reinen Allergenen. Bei den niedermolekularen Stoffen selbst dagegen waren keine allergischen Reaktionen nachweisbar.

Dies deutet darauf hin, dass die niedermolekularen Substanzen die Allergiereaktionen auf die Pollenallergene verstärken. Als Konsequenz daraus ergäbe sich, dass die bisherige Form der Heuschnupfen-Therapie verändert werden müsste. Denn traditionell, also bei der spezifischen Immuntherapie, werden Flüssigkeiten verwendet, die alle Pollenbestandteile verwenden, also auch nicht-allergene Substanzen, die die Entzündungsreaktionen offensichtlich fördern. Dies könnte auch eine Erklärung dafür sein, dass erfahrungsgemäß nur 60 bis 70 Prozent der Hyposensibilisierungen erfolgreich sind.

In Österreich leiden etwa eine Million Menschen an einer Pollenallergie, wobei Birkenpollen (Frühjahr), Gräserpollen (Sommer) und Ragweed (Herbst) zu den häufigsten Auslösern gehören. Die Tendenz ist steigend; innerhalb der letzten 20 Jahre wurde ein Anstieg der Birkenpollenallergie um 50 Prozent registriert. Die Symptome reichen von vermehrter Augenrötungen, Juckreiz in den Augen, Nasenschleimbildung (Triefnase) und Niesattacken beziehungsweise Hautrötungen und Quaddeln bis, in besonders schweren Fällen, hin zu Atembeschwerden und Asthma.


Schreiben Sie Ihre Meinung »